Bandscheiben OP

Natürlich war ich aufgeregt, und da ich nicht wusste, wie lange ich mit Schmerzen und (kleinem) Koffer benötige, war ich schon recht früh aufgebrochen. Um 10 Uhr sollte die OP offiziell beginnen, mindestens eine halbe Stunde vorher soll man hier sein, und man sagte mir auch, dass es vielleicht sogar schon früher mit der OP klappt.

Also bin ich um 8 Uhr aus dem Haus und bin gegen 8:40 Uhr hier in der Klinik eingetroffen. Ich war froh, als ich nach kurzer Aufnahme endlich wieder sitzen konnte – die Stühle im Wartebereich sind zwar gepolstert, aber nicht zu schwammig (vor allem beim Mittagessen bei einem Vincent Murr am Mittwoch und Donnerstag habe ich bemerkt, dass zu schwammige Sitze gar nicht gut für den Rücken sind). Also wartete ich darauf, dass man mich aufruft. Es waren noch einige Frauen vor mir im Wartezimmer – offenbar Patientinnen, die nur ambulant operiert werden, denn keine hatte einen Koffer oder ähnliches dabei. Die meisten waren dafür mit einer Begleitperson da, die Sie wieder mit nach Hause nehmen würde.

Ich war dann tatsächlich erst um 9:30 Uhr mit dem Aufruf dran, und man führte mich in einen Raum, in dem ca. 6  Liegen standen, alle getrennt durch Vorhänge. Ich musste mich in einem Vorraum bis auf die Unterhose entkleiden und erhielt einen Operationskittel (hinten offen). Auf der Liege wurden dann Blutdruck gemessen und eine Drainage im rechten Handrücken gelegt, die später die notwendigen Schmerz und Narkosemittel zuführen sollte. Danach hat man mir noch die Saugnäpfe für das EKG angelegt und die Stelle, an der operiert werden sollte, noch mal rasiert.

Irgendwann bekam ich noch Trombosestrümpfe und dann durfte ich in den OP Saal laufen. In dem Moment ist man wohl so aufgeregt oder unter Adrenalin, dass man die Schmerzen eigentlich nicht mehr wirklich spürt. Ich durfte mich dann auf den Rücken neben den Operationstisch legen, und habe die Schläuche an die Drainage angeschlossen bekommen sowie das EKG angelegt bekommen. Nachdem man mir eine Hülse auf den rechten Zeigefinger geschoben hatte, meine der Anästhesist, dass ich jetzt noch eine Sauerstoffmaske erhalten würde. Das habe ich auch noch bemerkt, dann war ich weg. Wie ich genau operiert wurde, in welcher Lage und wer mich rumgedreht hat, habe ich alles nicht mitbekommen. Auch die Intubierung, die man während einer solchen OP erhält, habe ich nicht mitbekommen. Heute spüre ich nur, dass ich mir dabei ordentlich auf die Lippe gebissen haben muss, denn ich habe so ein Gefühl einer „Blase“ an der linken oberen Lippe.

Irgendwann bin ich dann wieder in einem mit Vorhängen getrennten Raum aufgewacht und habe so im Dämmerschlaf mitbekommen, dass ich mir offenbar die Drainage aus dem Handrücken gezogen habe, und dass Sie eine neue – dieses Mal am rechten Unterarm – gesetzt haben. Aber das war alles nur so im Dämmerzustand und eigentlich habe ich dann erst wieder gemerkt, dass Sie mich auf Station schoben. Ob das ganze 5 oder 50 Minuten gedauert hat, habe ich nicht wirklich mitbekommen. Als ich auf Station lag, und zum ersten Mal wieder bewusst auf das Handy geschaut habe, war es ziemlich genau 12 Uhr. Ab da war ich dann aber auch irgendwie wieder fit.

Nachdem ich meinen Eltern und anderen Daumendrückern eine kurze Nachricht geschrieben habe, dass es mir gut geht, habe ich mich umgesehen. Das Zimmer teilte ich – das wusste ich – in der ersten Nacht mit einem „Kollegen“. Wie sich im Laufe des Nachmittags zeigte, wurde dieser am Spinalkanal operiert und war offenbar vor mir dran. Er hat aber – bis auf den Besuch seiner Familie, den gesamten Nachmittag fast nur geschlafen.

Ich habe dann die Zeit mit Facebook, Twitter und Lesen tot geschlagen. War recht fit und bestellte dann irgendwann auch das Abendessen. Ich hatte ja den ganzen Tag nichts gegessen. Aber war auch nicht sehr hungrig. Kurz kam dann noch Herr Dr. Medele, der mich auch operiert hatte, vorbei und meinte, wie es mir gehe. Und ich muss sagen, so im Liegen ging es mir sehr gut. Ich hatte nicht das Gefühl von Schmerzen. Natürlich spürte ich die Wunde, aber ich konnte schon aufstehen (das musste ich auch, als ich von der Aufwachbare ins Bett gehen musste) und war auch schon auf Toilette. Also alles sehr gut soweit. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich weiterhin mit Lesen, Musik hören, wieder Lesen etc. etc. und irgendwann kam das Abendessen. Das Essen hier ist sehr lecker und ich muss sagen, es gefällt mir überhaupt recht gut – nur das Wlan ist extram instabil. Mein iPhone bekommt überhaupt kein Wlan empfang – hier auf dem iPad habe ich seit heute Kontakt zum Wlan des Hauses – auch nicht immer ganz stabil. Aber hey, ich bin in einem Krankenhaus.

Die Zimmer sind alle (es sind nur 6 Zimmer) in Richtung Nymphenburger Straße / Löwenbräukeller. Und da ist gestern und heute Nacht „Die Nacht der Trachten“. Und deshalb sehr laut. Aber wenn man die Fenster zu macht, sind diese sehr gut Schallisoliert – ich konnte wunderbar schlafen (bis auf die Tatsache, dass mein Zimmernachbar immer wieder in kurzzeitiges Schnarchen verfiel – aber wenn ich müde bin, stört mich das auch nicht). Und wenn man – wie jetzt auch – bei gekipptem Fenster die Autos hört oder die Menschen unten auf der Straße, ist das ja auch ein Stück Normalität und ich mag das – auch und gerade in einem Krankenhaus.

Heute morgen bin ich dann in das von Anfang an geplante Einzelzimmer verlegt worden – eigentlich nur ein Zimmer weiter. Von Zimmer 4 in Zimmer 5. Durch die baulichen Maßnahmen ist hier im Einzelzimmer eine große Säule mitten im Zimmer, so dass hier nur ein Bett reinpasst. Die Zimmer sind sonst gleich groß – laut Notfluchtplan gibt es 2 solcher Einzelzimmer und 4 Doppelzimmer. Laut Anästhesiearzt am Dienstag soll im Herbst die Anzahl der Betten von 10 auf 17 erweitert werden – aber das hoffe ich nicht (so schnell) wieder erleben zu müssen. Die Krankenschwester (oder OP Assistentin – so genau kenne ich die Titel nicht), die heute morgen das Frühstück brachte und Fieber sowie Blutdruck gemessen hatte, meinte, dass Sie mich in der Aufwachphase erlebt hätte (inkl. rausreisen der Drainage und neu legen) und dass ich insgesamt ein sehr unruhiger Patient in dieser Phase gewesen sein muss. Tja, wenn ich mal mein Kopf ausschalte, bin ich nicht mehr zu bremsen 🙂

Jetzt liege ich also im Einzelzimmer, kann Radio oder Fernsehen anmachen wann ich will, viel gesprochen haben wir im Zweierzimmer auch nicht. Gegen 12:30 Uhr kam Dr. Medele nochmal kurz vorbei und tauschte das Pflaster am Rücken. Die Wunde sieht offenbar sehr gut aus und ich fühle mich auch wirklich gut. Ich werde definitiv am Montag entlassen – Dr. Ständer, der zweite Chefarzt hier – wird mich am Montag noch mal besuchen (Dr Medele ist schon wieder im OP) und dann werde ich in 10 Tagen wieder zur Nachsorge in die Praxis von Dr. Medele kommen dürfen. In der Zwischenzeit darf ich Laufen, auch mal sitzen (aber nicht zu lange) und nicht schwer heben. Aber eine Reha oder Physio bekomme ich im Moment noch nicht.

Ich bin gerade wirklich erstaunt, wie gut es mir geht und freue mich, dass ich diesen Bandscheibenvorfall operieren habe lassen. Auf der anderen Seite bin ich auch froh, dass der erste Vorfall, 2001, nicht operiert worden ist. Denn mein gestriger Zimmernachbar wurde vor Jahren schon mal an der Bandscheibe operiert, und offenbar durch die jetzt auftretende Belastungen (er ist Handwerker) hat sich der Nerv im Spinalkanal entzündet und die fehlende Bandscheibe konnte den Druck nicht aufnehmen (wobei ich jetzt als Laie schreibe – vielleicht hat das eine auch mit dem anderen nichts zu tun). Deshalb werde ich in Zukunft etwas pfleglicher mit dem Rücken umgehen. Aber jetzt genieße ich die restlichen (knapp) 2 Tage in der Klinik mit sehr nettem Personal und gutem Essen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.